Ein Atelier voller Schätze

Die Uhlbacher Keramikerin Ilonka Reinke öffnet ihre zauberhaften Arbeitsräume für uns - und erzählt vom Töpfern.

Wie ist das, wenn die Werkstatt im eigenen Wohnhaus ist?

“Ich liebe mein Atelier. Und es ist ein großes Glück, es hier vor Ort zu haben! Es steht ein Klavier dort, an dem meine Kinder üben. Manchmal sitze ich an der Scheibe und bekomme wunderbare Live-Konzerte – dann denke ich, was für ein Glück das ist! Es gibt Tage, da ist hier ein Kommen und Gehen. Freunde klopfen ans Fenster, wir halten Smalltalk – oder es wird hier schnell noch ein Geburtstagsgeschenk gekauft, der Postbote kommt usw. Das ist schön und zugleich komme ich dann manchmal zu weniger als geplant.

Gleichzeitig bin ich immer mit einem Bein in unserem Familienalltag. Oft ist es ein nahtloser Übergang vom Ton kneten zum Brotteig kneten. Oder es wird in der Töpferschürze das Essen gekocht, meist mit ein bisschen Zeitnot, weil ich im Atelier gern mal die Zeit vergesse. Es gibt keine klare Grenze, ich arbeite oft noch bis in den späten Abend oder in jeder freien Minute, einfach, weil ich das Atelier direkt zu Hause habe. Es gibt schon Zeiten, da wünschte ich mir den Arbeitsplatz woanders, aber diese Flexibilität mag ich auch nicht hergeben.”

Und wie bist du zum
Töpfern gekommen?

“Vor über 23 Jahren habe ich erste Erfahrungen bei einem Praktikum in einem schönen Keramikatelier in meiner Heimat in Norddeutschland sammeln können. Seitdem hat mich das Thema Keramik nie richtig losgelassen. 

Das starke Bedürfnis etwas Schönes mit meinen Händen zu schaffen,  Neues zu lernen und künstlerisch tätig zu sein, hat mich dann 20 Jahre und fünf Kinder später dazu bewogen, einen Drehkurs bei einer Keramikerin hier im Ländle zu belegen.

Die Leidenschaft war erneut geweckt, ich hatte das Gefühl, dass ich in meinem Element bin. Es folgte ein regelmäßiger Kurs und zeitgleich bot sich die Möglichkeit, in unserem Haus ein Atelier einzurichten. Irgendwie hat sich alles sehr glücklich gefügt.

Nach fünf Jahren, viel Üben, Erfolgen und Misserfolgen,  ist meine Liebe zu dieser Arbeit immer größer geworden. Ich lerne immer noch dazu, mein kleines Business wächst – wie auch ich an dieser Arbeit wachse.”

Deine Inspiration?

“Ich glaube, meine Ideen entstehen häufig, während ich arbeite. Ich lasse mich gern durch Besuche in Museen, Keramikliteratur, Zeitschriften, Internet, alte Keramikflohmarkt-Funde und vor allem durch die Natur inspirieren. Ich kann es einfach nicht lassen, bei Spaziergängen Samenkapseln, Gräser oder Blüten zu sammeln. Diese genau anzuschauen, finde ich immer wieder faszinierend.”

Was töpferst du
am liebsten?

“Eine schwierige Frage. Ich drehe gerne Schalen an der Scheibe. Mich reizt das Innere, die Seele der Schale, einen schönen Schwung und eine gute Form zu schaffen. Außerdem finde ich, Schalen sind im Alltag nicht wegzudenken. Ich brauche sie für so Vieles und die Formen sind so vielseitig. 

Auch Vasen machen besonders Freude. Da kann ich freier gestalten. Keramik in Aufbautechnik herzustellen, liebe ich besonders. Diese Freiheit in der Formgestaltung, dass das Material so einiges verzeiht, das Unperfekte, Lebendige – ich kann mich darin verlieren. Und wenn diese Objekte fertig sind, habe ich immer eine besondere Verbindung zu ihnen, sie haben einfach ein bisschen Seele. Es braucht aber immer mehr Zeit. Deswegen komme ich leider nicht so oft dazu.”

Was ist das Schöne daran?

“Ich gestalte einfach gerne. Ich liebe es, den Ton in meinen Händen zu fühlen und liebe die schier unendlichen Möglichkeiten des Gestaltens mit diesem natürlichen Material. Ich liebe, dass ich damit Dinge herstellen kann, die einen Nutzen im Alltag haben und zugleich einfach schöner Alltagsbegleiter sein können.

Es ist aber auch die Herausforderung: Man braucht Erfahrungen, um den Ton und seine Eigenschaften kennenzulernen. Das ist häufig auch mit Frustration verbunden. Umso schöner, wenn ich am Ende ein gelungenes Gefäß in meinen Händen halten kann. Das Arbeiten mit Ton erfüllt mich einfach mit tiefer Freude und Zufriedenheit.”

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Die Magie der Langsamkeit